Alexander Peters auf den Spuren des Hagener Impulses

Alexander Peters
2 min readJan 13, 2022

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Wenn ich Ortsfremden den Hagener Impuls erklären möchte, denken die meisten meiner Bekannten zuerst an Nena und die Neue Deutsche Welle. Die waren zwar auch wichtig für meine Stadt, aber darum soll es hier nicht gehen. Hagener Impuls ist ein Begriff, der in den sechziger Jahren von Nic Tummers geprägt wurde. Der niederländische Kunsthistoriker machte damit auf eine besonders kreative Phase zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufmerksam und gleichzeitig die Marke Hagen bekannt.

Zwischen 1900 und 1921 wurde Hagen vom Mäzen Karl Ernst Osthaus geprägt, einem der wichtigsten Kunstsammler der damaligen Zeit, der sich im Anschluss an ein Studium der Philosophie und Kunstgeschichte daranmachte, seine Heimatstadt zu verschönern. Seine Vorstellung, „die Schönheit wieder zur herrschenden Macht im Leben“ werden zu lassen, verfolgte der umtriebige Mäzen dabei konsequent. Sein erstes Projekt, das Museum Folkwang, verorten Kunstliebhaber aber nicht in Hagen, sondern in Essen. Das ist tatsächlich korrekt, denn dorthin wurde das Museum nach dem Tod von Osthaus verkauft. Inhaltlich aber ist es sich seit 1902 weitgehend treu geblieben und hat nach wie vor den Schwerpunkt auf der klassischen Moderne: Expressionismus, Impressionismus und Jugendstil waren und sind heute noch wichtige Begriffe für das Kunsthaus.

Künstlerischer Hauptbahnhof Hagen

Auch wenn das Museum schon seit hundert Jahren nicht mehr in meiner Stadt steht, finden sich bis zu diesem Tag Überbleibsel des Hagener Impulses in der Stadt. Das geht schon mit der Verglasung des Hagener Hauptbahnhofs aus: Über dem Eingang wurde ein Glasgemälde des Niederländers Jan Thorn Prikker eingesetzt, wo es sich noch heute befindet. Sein Titel, „Der Künstler als Lehrer für Handel und Gewerbe“, kann für den Hagener Impuls durchaus programmatisch gesehen werden.

Ein nach dem berühmten Mäzen benanntes Osthaus Museum wurde nach dreijähriger Pause 2009 wiedereröffnet. In ihm finden sich Werke der künstlerischen Moderne, etwa Bilder von Otto Dix oder Ernst Ludwig Kirchner. Zum Hagener Impuls wird auch die Künstlerkolonie Gartenstadt Hohenhagen. Diese Siedlung war ursprünglich in der Tat als Heim für Künstler geplant und sollte aus insgesamt 16 Villen bestehen. Dieser Plan wurde aber durch den Tod von Osthaus durchkreuzt, so dass heute leider nur wenige Gebäude den ursprünglich gedachten Stil haben. Neun Häuser in der Straße „Am Stirnband“ zeugen heute noch von der Systemlehre, auf der das Konzept basiert. Besonders gefällt mir die Villa Cuno in Eppenhausen, wo heute ein Kindergarten untergebracht ist. Die meisten Sehenswürdigkeiten gehören heute zur Route der Industriekultur. In Hagen begegnet man der damaligen Kunst immer wieder. Ich kann einen aufmerksamen Stadtbummel nur empfehlen.

Ihr Alexander Peters

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