Mit Alexander Peters beim Wundertätigen Kreuz in Kranenburg
Mein neuester Ausflug führt mich an die niederländische Grenze. Von Hagen aus nehme ich die Bahn über Duisburg und Kleve in die niederrheinische Gemeinde Kranenburg. Mein Ziel ist die dortige katholische Kirche St. Peter und Paul, deren bald 600 Jahre alte Geschichte ich mir genauer anschauen will. Denn nicht nur ist der im Lauf der Jahrhunderte zerstörte und wiederaufgebaute Bau ein geschichtsträchtiges Denkmal, sondern bis heute auch Wallfahrtsort: Die Kranenburger Wallfahrt zum Wundertätigen Kreuz hat einen interessanten Hintergrund.
Es heißt, ein Hirte habe an 1279 eine Hostie in einen Baum fallen lassen. Genauer geht die Geschichte so: Nach dem Kirchgang zu Ostern 1279 soll ein Hirte Schwierigkeiten gehabt haben, die ausgegebene Hostie herunterzuschlucken, so dass er sie kurzerhand auf einer Astgabelung ausgespuckt haben. Warum er dafür auf einen Baum geklettert ist, verrät die Legende allerdings nicht. Dass es ein Hirte gewesen sein soll, der das heilige Utensil entdeckt hat, verwundert aber nicht, schließlich war die dörfliche Gegend von Viehzucht geprägt. Als der Baum fast 30 Jahre Jahre später gefällt wurde, soll die Christusfigur gefunden worden sein, die den Mittelpunkt der ganzen Geschichte darstellt. „Aus dem Baum herausgefallen“ soll das Kreuz sein. Der Ort, wo dieses Wunder geschah, ist heute durch eine Stele markiert.
Eine Legende um Hirten, Hostien und Holz
Schnell sprach sich die Legende herum, so dass es Pilger vor allem im 14. und 15. Jahrhundert in die Kirche nach Kranenburg zog, wo die legendäre Holzfigur ausgestellt war. Auch in kommerzieller Hinsicht war die Kreuzverehrung erfolgreich: Unterkunft und Verpflegung für die Pilger wurde benötigt, und auch Pilgerabzeichen wurden als Souvenirs verkauft. Nachdem es einige Zeit ruhiger geworden war, flammte die Pilgerei erst im 19. Jahrhundert wieder auf. Aus Angst vor Luftangriffen wurde das Kreuz im Zweiten Weltkrieg ins nahegelegene Kalkar und erst nach Kriegsende wieder an seinen ursprünglichen Ort gebracht. Im Jahr 2008 dann feierte die Kranenburger Kreuzwallfahrt offiziell ein Jubiläum von 700 Jahren. Bis heute findet die Kreuzwallfahrt statt, sogar unter verschärften Bedingungen zu Coronazeiten.
Die Kirche St. Peter und Paul in Kranenburg
Wer die restaurierte Kirche heute besucht, staunt über die Spuren vergangener Zeit. So trägt das Türmchen, in dem das kostbare Holzkreuz heute gelagert wird, immer noch Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg. Die spätgotische Architektur gibt dem Bau eine Erhabenheit, die man in protestantischen Kirchen so nicht findet. Das legendäre Kreuz selbst ist schlicht gehalten, dennoch können sich auch weltliche Besucher wie ich der Wirkung dieses simplen Gegenstandes nicht ganz entziehen. Für mich hat sich der Ausflug an die niederländische Grenze und in die graue Vergangenheit gelohnt.
Ihr Alexander Peters